Ungarn pflegt unter den deutschen Bundesländern zu Bayern die intensivsten Beziehungen. Die Grundlage dafür sind neben den historischen Verflechtungen die traditionelle ungarisch-bayerische Freundschaft und die guten politischen Kontakte. Auch die hervorragende wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt die engen bilateralen Beziehungen.

Stabilität in der bayerischen Wirtschaft
Die wirtschaftliche Situation des Bundeslandes ist stabil, Bayern ist auch weiterhin der Motor der Wirtschaft in Deutschland. Laut dem Bericht des bayerischen Wirtschaftsministeriums beurteilen die im Bundesland ansässigen Unternehmen das Geschäftsklima positiv, die kurz- und mittelfristigen Konjunkturkennziffern zeigten die günstigsten Daten der vergangenen 5 Jahre.

Der bayerische Staatshaushalt ist ausgeglichen, eine weitere Verschuldung ist nicht zu erwarten, stattdessen setzte sich die Regierung des Bundeslandes den stetigen Abbau der bisher angehäuften Schulden zum Ziel. Der bayerische Haushalt nahm seit 2006 (zum 13. Mal) keine weiteren Kredite auf, deshalb werden in diesem Jahr rund 60 Mrd. Euro für die Forschung solcher die Zukunft betreffender Fragen aufgewandt wie digitale Entwicklung, Bildung oder Sicherheit.

In Bayern betrug der Anstieg des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2016 2,1 Prozentpunkte, was den Anstieg in der Bundesrepublik um 0,2 Prozentpunkte überstieg. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2016 bei 3,5 %, was auf Bundesebene ebenfalls das niedrigste Niveau ist. Die gesamte Beschäftigung erzielte so mit der Zahl von 5,41 Mio. Erwerbstätigen einen weiteren Rekord. Eines der größten Probleme des Bundeslandes ist der Arbeitskräftemangel, der laut der Prognose im Jahr 2017  einen volkswirtschaftlichen Ausfall in Höhe von 17 Mrd. Der Fachkräftemangel ist vor allem hier gravierend, der Anteil der nicht besetzten Arbeitsstellen liegt bei 5 %.

Ungarisch-bayerische Beziehungen
Im Hinblick auf die Struktur des mit Deutschland abgewickelten ungarischen Außenhandels gehen 34 % des ungarischen Exports nach Bayern, während der Umfang der bayerischen Investitionen 1/3 der in Ungarn ankommenden Investitionen ausmacht. Der kontinuierliche Anstieg der Außenhandelsdaten zeigt auch, dass die Bedeutung dieser Beziehungen von Jahr zu Jahr steigt. Bayern steht hinsichtlich der ungarischen Investitionen auf dem 1. Platz in der Rangfolge der Bundesländer, im Jahr 2015 investierten 116 bayerische Großunternehmen insgesamt 4,85 Mrd. Euro (Bundesbank) in Ungarn, was 40.000 Arbeitsplätze bedeutet. Unter den ungarischen Kapitalinvestitionen von deutschen Unternehmen kommen rund 33,3 % von bayerischen Firmen.

Die positiven Investitionsdaten ergeben sich nicht nur durch die Reinvestitionen der in unserem Land ansässigen Unternehmen, sie sind glücklicherweise auch zahlreichen neuen Investitionen zu verdanken. Darunter ragt die Investition der Krones AG heraus, das Unternehmen kündigte am 10. Oktober 2017 an, dass es eine Investition im Volumen von 15 Mrd. Forint in Debrecen tätigen wird. Für die kommenden Jahre stellte die ungarische Regierung 5,5 Mrd. Forint nicht zurückzuerstattende Fördermittel zur Errichtung eines neuen Werkes zur Verfügung, in dem 500 Arbeitsplätze entstehen. Durch das Verpackungs- und Abfüllanlagen herstellende Unternehmen, das in Debrecen sein neues Werk baut, erzielte Ungarn einen großen Erfolg im internationalen Wettbewerb um Investitionen.

Forschung und Entwicklung, Digitalisierung
Bayern wendet 3,2 % seines Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung auf, bis zum Jahr 2020 möchte man 3,6 % erreichen. Auf Bundesebene liegen diese Aufwendungen ebenfalls über 3 %, damit folgte Deutschland dem Vorbild der Vereinigten Staaten.

In Bayern wird den Bereichen Digitalisierung und Industrie 4.0 sowie der Elektromobilität besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die kommenden 10 Jahre werden für Bayern in der Hinsicht entscheidend sein, wie sehr das Bundesland an der Wertschöpfung neuen Typs beteiligt ist, wo es seinen Platz findet. Während in den USA und in Asien die Software im Mittelpunkt steht, ist es in Bayern (Deutschland) die Hardware. In der Heimat von Qualitätsprodukten mit dem Gütesiegel Made in Germany müssen die modernsten IT-Lösungen integriert werden. Deutsche Unternehmen sehen die Digitalisierung und die Industrie 4.0 als ein Potenzial an, mit dem neue Geschäftsmodelle entwickelt werden können und die Produktivität weiter gesteigert werden kann.

Die Wichtigkeit der Digitalisierung zeigt, dass in Bayern vor annähernd 2 Jahren das Zentrum Digitalisierung geschaffen wurde, dessen Mitglieder heute namhafte Professoren sind und wo die verschiedensten Digitalisierungsprojekte laufen. Das Zentrum erhielt zu seiner Betreibung 200 Mio. Euro staatliche Förderung und erreicht auf immer mehr Gebieten gemeinsam mit Universitäten und Unternehmen herausragende Ergebnisse. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Marktakteure sowie die Forschung und Entwicklung im Bereich der Digitalisierung zunehmend aufeinander angewiesen sind. Der Mangel der über die entsprechende Technologie verfügenden Infrastruktur darf kein Hindernis der Entwicklung des automatisierten Fahrens sein. Die für die Elektromobilität, den automatisierten Verkehr benötigte 1. Testautobahn befindet sich in Bayern (die A9 zwischen München und Nürnberg).

Laut dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer braucht Deutschland eine neue Kultur, die junge Unternehmer zur Firmengründung ermutigt. In Bayern wurden in allen Landkreisen des Bundeslandes digitale Firmengründungszentren geschaffen und diese werden in den kommenden 5 Jahren mit 330 Mio. Euro gefördert. Aus dem Wachstumsfonds werden 250 Mio. Euro Risikokapital zur Verfügung gestellt. Man bemüht sich um die immer komplexere Ausnutzung des von der digitalen Revolution hervorgebrachten Potenzials, um damit eine höhere Beschäftigung und ein höheres Lebensniveau zu erreichen und noch mehr Möglichkeiten zu erschließen. Deshalb ist auch eine sogenannte „digitale Agenda“ nötig. Bayern möchte dabei an der Spitze stehen, deshalb wendet das Bundesland bis 2022 5,5 Mrd. Euro für den Ausbau der digitalen Zukunft auf. Das Dokument Bayern Digital enthält auch diese Strategie.

Teile des zukünftigen Ausbaus der Gigabyte-Infrastruktur sind auch der Ausbau des Optiknetzes, die vollständige Abdeckung des mobilen Internet-Netzes und Forschungsinitiativen, die auf 40.000 Wifi-Anschlüsse und ein 5G-Mobilnetz gerichtet sind. Die digitale Ausbildung von Jugendlichen wurde in den Schulen, an den Hochschulen und Universitäten schon eingeführt; in Zukunft werden dafür weitere 2 Mrd. Euro aufgewandt. Das Ziel ist, dass Bayern die führende Rolle in solchen Schlüsselbereichen wie künstliche Intelligenz, Robotik, autonomes Fahren oder digitale Prognosen einnimmt.

Ausbildung und Innovation
Bei der Pflege der ungarisch-bayerischen Kontakte wird der Ausbildung und der Innovation besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahr 2017 statteten zahlreiche ungarische Delegationen von Politikern, Universitäten und Unternehmen Bayern einen Besuch ab, um gute Kooperations- und Entwicklungslösungen kennen zu lernen und für Ungarn zu adaptieren.

Im Oktober 2017 fand ein Arbeitsbesuch auf der Ebene von Universitäten statt, in dessen Rahmen die führenden Vertreter der teilnehmenden ungarischen Hochschulinstitutionen wie der Universität Miskolc, der János-Neumann-Universität Kecskemét und der István-Széchenyi-Universität Győr die in München und in Traunstein befindlichen Digitalisierungs-und Kompetenz-Zentren, die sogenannten „BayernLab“-s besichtigten. Die Idee der Einrichtung des Netzes von BayernLab-s wurde im bayerischen Finanzministerium mit dem Ziel umgesetzt, für die ländlichen Regionen in Bayern und die dort lebenden Menschen die Digitalisierung in erreichbare Nähe zu bringen, damit dadurch allen offen stehende, die praktische Nutzung fördernde und unterstützende Wissenszentren entstehen. „BayernLab” organisiert unter dem Motto „look-feel-try-out” thematische Programme und temporäre Ausstellungen. Außerdem werden informative Unterstützungsprogramme und spezielle Foren für Schulen und Studierende geboten.

Das bayerische Finanzministerium setzte sich zum Ziel, dass bis 2018 in allen bayerischen Amtsbezirken mindestens ein BayernLab entsteht. Im Interesse der Stärkung der ländlichen Bereiche war es das vorrangige Ziel bei der Auswahl von Standorten der BayernLab-s, dass sie in den Agglomerationen entstehen, die weiter entfernt von den Großstädten sind, da diese ohnehin als Zentren der Digitalisierung gelten und über Breitband-Internetzugang verfügen. Das ist ein weiterer Schritt der Regierung des Bundeslandes im Interesse der Stärkung des ländlichen Raums.

Im Jahr 2018 werden unter anderem auch die obigen wissenschaftsdiplomatischen Programme fortgesetzt. Unser erstes Programm ist der gemeinsame Auftritt mit der Stiftung Tempus auf der Messe Bachelore and More in München, wo unser Ziel die Vorstellung und die Promotion der internationalen Fachrichtungen von ungarischen Hochschulinstitutionen ist.

Internationale Messen in Bayern im Jahr 2018
Biofach/Vivaness, 14. bis 17. Februar, Nürnberg: Fachmesse für Bio-Lebensmittel und bewusste Ernährung, die auch den Themenbereich Naturkosmetika umfasst.

Internationale Handwerksmesse, 7. bis 13. März, München: Internationale Messe handwerklicher Produkte und damit verbundener Leistungen. Zugleich wird auch die München Creative Business Week veranstaltet.

IFAT, 14. bis 18. Mai, München: Zweijährlich veranstaltete internationale Fachmesse zum Thema Umweltschutz.

Automatica, 19. bis 22. Juni, München: Weltausstellung elektrotechnischer Entwicklungen und Produktionen – angefangen von der Vorstellung der Technologien von Komponenten und Softwares bis zur Präsentation von Dienstleistungen.

Expo Real, 8. bis 10. Oktober, München: Internationale Fachmesse im Bereich der Investitionen und Immobilien, wo das gesamte Spektrum des Immobilienmarktes vertreten ist.

Electronica, 13. bis 16. November, München: Internationale Elektronikmesse, an der im Jahr 2016 rund 3000 Aussteller aus 50 Ländern teilnahmen.

Kontakt:
Emőke Barabás

Wirtschaftsdiplomatin
EBarabas@mfa.gov.hu

Dr. Sándor Schüschletz
Wirtschaftsdiplomat
sandor.schuschletz@mfa.gov.hu